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Mein Corona-Tagebuch für Volksschüler

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Pandemie früher versus heute

Das Internet zu Hause: Den Durchbruch für die breite Masse schaffte erst die Einführung von ADSL im Jahr 1999.

Wie hätten wir die Pandemie und damit verbundene Quarantäne 1995 erlebt? Vieles wäre anders, manches gleich. Ein Denkmodell von Gerhard Fürnweger.

Vor drei Monaten konnten wir uns eine Situation wie wir sie heute erleben, überhaupt nicht vorstellen. Vieles hat sich in den letzten Wochen in unserem sozialen und wirtschaftlichen Leben verändert. Wir sind in unserer Handlungsfreiheit stark eingeschränkt und können nur beschränkt machen was wir wollen.

Leben in der sogenannten neuen Normalität

Unser Leben ist in der "neuen" Normalität mit social distancing angekommen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir die chinesischen Touristen mit ihren Schutzmasken belächelt haben. Heute tragen wir ebenfalls Schutzmasken wenn wir in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind oder einkaufen gehen. Langsam gewöhnen wir uns daran, anderen Menschen die Hand zum Gruß nicht mehr zu reichen, Mindestabstände einzuhalten, sich andauernd die Hände zu waschen und eigentlich nicht mehr wirklich selbstbestimmt leben zu können.

Pandemien veränderten oft den Lauf der Geschichte

Pandemien, also länder- und kontinentübergreifende Krankheits-Ausbrüche, haben nicht nur Millionen Menschenleben gefordert, sondern auch den Lauf der Geschichte verändert. Wir hatten in Europa schon einige Male die Pest, die Pocken, die Cholera, die Russische-, die Spanische-, die Asiatische- und die Hongkong-Grippe. 1981 war HIV (Aids) auf einmal ein Thema, 2002 SARS, 2012 MERS und 2014 EBOLA. Doch bei keiner Pandemie in den letzten Jahren waren die Schutzmaßnahmen und die persönlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen so weitreichend wie jetzt bei Covid-19, dem Corona-Virus.

Das Festnetz war auch 1995 ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation, das Telefonieren über Skype noch nicht erfunden.

Lock down vor 25 Jahren

Wie wäre es gewesen, wäre der shut down, den wir heuer erlebt haben, vor 25 Jahren passiert? Heute verfügen wir über moderne Kommunikationsmittel, durch die wir ja nicht wirklich voneinander getrennt sind. Natürlich sind wir räumlich getrennt, wir können miteinander sprechen, wir können uns sehen, wir können uns Fotos schicken, wir haben eine Fülle an Informationskanälen die wir nutzen können. Aber wie hätten wir diese Krise überstanden ohne Internet in jedem Haushalt?

Einführung von ADSL 1999

Vor 25 Jahren gab es zwar schon Internet, doch damals nutzten es vorwiegend Institutionen und Firmen. Den Durchbruch für die breite Masse schaffte erst die Einführung von ADSL im Jahr 1999. Vor 25 Jahren gab es auch schon GSM-Handys, allerdings nur solche der ersten Generation. Damit konnte man telefonieren und SMS schicken, fotografieren und – mit den teuren Geräten – auch fernsehen. Die heute üblichen Messenger-Dienste gab es damals jedoch noch nicht. Das heißt, Videotelefonie oder das Versenden von Fotos und Videos war erst Jahre später möglich. Tipp: Wer mehr über die Entwicklung von Handys der ersten Gerenation im D-Netz bis heute erfahren möchte, kann sich auf unsere Netzreisen begeben.

Faxen war 1995 weit verbreitet - auch so konnte man sich Nachrichten zukommen lassen.

Kupferkabel und Richtfunk

Das Fernsehen wurde damals noch über Kupferkabel oder Richtfunk übertragen. Das Glasfasernetz war erst im Aufbau begriffen. Der ORF verfügte damals zwar schon über sogenannte Satellitenwägen, mit deren Hilfe Fernsehübertragungen über Satelliten zustande kamen, jedoch war die Ausfahrt eines Farbzuges mit dem für die Übertragung erforderlichem Equipment ungleich komplizierter, zeit- und kostenaufwendiger als heutige Fernsehübertragungen von Pressekonferenzen, die innerhalb von Stunden organisiert werden können.

Sternstunden des Radios

Was damals schon tadellos und sehr rasch funktionierte, war das Radio. Über Radio bekamen wir zum Beispiel bei der Tschernobyl-Katastrophe im Stundentakt die neuesten Informationen und Warnungen, die Häuser nicht zu verlassen, spielende Kinder von den Sandkisten in die Häuser zu bringen und dergleichen. Das Fernsehen brachte zwar auch Sondersendungen doch mangels geeigneter Fernsehbilder war der Informationsgehalt dieser Sondersendungen mit heute nicht zu vergleichen.

Pressekonferenzen, Fachgespräche, Skype-Interviews ohne Ende

In allen Fernsehprogrammen vom Vormittagsprogramm bis in den späten Abend hinein gibt es eine große Informationsdichte. Die Informationsflut, die auf die Bevölkerung niederprasselt, verstärkt auch noch durch die Printmedien, ist schier nie enden wollend. Wenn wundert es da, dass ein großer Teil der Bevölkerung mit so viel Information überfordert ist. Vor 25 Jahren gab es nur einen Bruchteil dieser Informationsmenge und vor allem dauerte es Stunden bis Tage bis eine Information auch in den hintersten Winkel des Landes vorgedrungen war. Heute drückt der Absender der Information auf seine „Senden-Taste“ und im selben Moment sieht diese Information ganz Österreich, ja, die ganze Welt. Mit Hilfe der modernen Handys und der Messenger-Dienste kann jeder Handy-Teilnehmer zum Augenzeugen und rasenden Reporter für Hörfunk, Fernsehen oder die Printmedien werden.

Öffentliche Telefonzellen für den Notfall gibt es schon seit mehr als einem Jahrhundert, spielen aber heute eine untergeordnete Rolle.

Wohnzimmer als neuer Show-Room

Auch im Unterhaltungsbereich sehen wir tagtäglich immer wieder Sendungen in denen verschiedene Leute vom Wohnzimmer aus an Shows teilnehmen und örtlich voneinander getrennt gemeinsam spielen oder singen. Auch das ist erst durch den zwischenzeitlichen technischen Fortschritt ermöglicht worden.

Unsere Schüler und Schülerinnen

Früher, als die Volksschüler noch mit Schulranzen, Wörterbuch, einem Schreib- und einem Rechenheft, Federpenal, Bleistift und Füllfeder in die Schule geschickt wurden, war das, was da heute schon in Volksschule und Unterstufe passiert, einfach undenkbar. Die Technik hat auch in der Schule Einzug gehalten und heute sind schon die Kinder im Volksschulalter auf den Umgang mit Laptops und Handys trainiert. Sie kennen sich manchmal besser aus als ihre Großeltern und brauchen jetzt dieses Wissen auch, um am „Fernunterricht“ mit den verschiedensten Programmen teilnehmen zu können. Die Lehrer versammeln ihre Schüler in einer Videokonferenz und besprechen mit ihnen den Lehrstoff durch, schicken und kontrollieren die Aufgaben von der Ferne aus. Sicher derzeit eine akzeptable Notlösung.

Homeoffice mit gleichzeitigen Kinder-Lern-Einheiten im Jahr 2020. Vor 25 Jahren wäre diese Form der Alltagsbewäligung unvorstellbar gewesen.

Neuland Home Office

Womit wir beim Thema Arbeitswelt für die Erwachsenen wären. Das Schlagwort heißt ja in Berufen, wo dies möglich ist, „Home-Office“. Im Prinzip bedeutet das, dass jemand seine Arbeit zu Hause am Wohnzimmertisch eigentlich genauso erledigen kann wie wenn er in der Firma an seinem Schreibtisch sitzen würde. Dies ist aber natürlich nur durch dementsprechenden Ausbau der Telekom-Infrastruktur möglich. Zum Glück ist hier in den letzten Jahren viel geschehen und speziell A1 hat ein weit verzweigtes Netz an Glasfaserleitungen bis in die hintersten Winkel Österreichs ausgebaut. Home-Office ist jetzt gekommen, um zu bleiben. Die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, wurden bereits vor der Corona-Krise von einigen ein- bis zweimal pro Woche genutzt – dies wird sich umdrehen: Die Arbeitnehmer werden in Zukunft ein- bis zweimal pro Woche ins Büro kommen und den Rest der Woche von zu Hause arbeiten.

Erstaunlich geringer Klopapiergebrauch

Man erspart sich dadurch lange Fahrtwege, umständliche Parkplatzsuche und Ablenkungen am Arbeitsplatz durch Besucher oder Kollegen. Der Arbeitgeber wiederum erspart sich teure Büroarbeitsplätze mit allem, was da an Infrastruktur dazugehört. Sie werden jetzt vielleicht lachen, ich habe mit einem Facility-Manager gesprochen und der hat mir bestätigt, dass der Klopapierverbrauch seit der Einführung von Home-Office unglaublich gesunken ist. Gerade Klopapier ist ja in Corona-Zeiten ein so wertvolles Gut, da ist es schon gut, wenn man da sparen kann.

Fazit

Mit Sicherheit wären wir früher nicht so gut und umfassend informiert gewesen, das Thema zu Hause zu arbeiten, wäre niemand in den Sinn gekommen und der elektronische Unterricht für unsere Kinder wäre wegen der fehlenden technischen Erfordernisse auch nicht möglich gewesen. So gesehen, sind wir heute natürlich besser dran als vor 25 Jahren.

Die Geschichte zeigt uns, dass Pandemien immer wieder kommen. Hoffentlich lernen wir aus unserer jetzigen Situation und können dieses Wissen, das wir uns im Moment schmerzlich erarbeiten, bei der nächsten Pandemie einsetzen.

 

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