Aktuell sieht man Interviews auf den verschiedensten Kanälen besonders gerne zu, denn im Hintergrund tun sich oft sehr interessante Einblicke auf. Endlich wissen wir, wie Prominente, Experten, Künstler und Moderatoren es sich zuhause eingerichtet haben - die große Bandbreite reicht von der Bücherwurm-Fraktion zu puristisch-nackten Wänden bis zu stylischen Buddhas oder Backstein-Hintergund bei Andreas Gabalier. Alles da. Es ist klar, Videoübertragungen und Konferenzen brauchen in Corona-Zeiten eigene Regeln. Denn plötzlich finden formelle Gespräche in der eigenen Wohnung statt. Auf was muss man hier achten?
Voyeur wider Willen: Videocalls bieten immer wieder interessante Einblicke in die Wohnwelt der Gesprächspartner.
Mit der Verbreitung von Homeoffice hat auch die Nutzung von Videokonferenzen zugenommen. Klar ist: Videocalls müssen viele noch üben. Bisher waren die Regeln im Geschäftsleben und unter KollegInnen ziemlich klar definiert. Die berufliche und soziale Stellung und auch so manche persönliche Präferenz wurden über Kleidung und Auftreten und mittels persönlichen Gespräche am Arbeitsplatz transportiert. Doch jetzt ist alles anders: KollegInnen, die vielleicht bisher eher formell aufgetreten sind, zeigen sich jetzt im eigenen Wohnzimmer, am Küchentisch oder im umfunktionierten Kinderzimmer leger in Kapuzenpullis oder im Schlapper-Look. Das ist schon zeitweise gewöhnungsbedürftig.
Kreatives Chaos im Zimmer wirkt so menschlich, lenkt aber auch ab.
Das Setting zuhause vermittelt dabei eine gewisse Intimität, die man sonst nur Freunden oder der eigenen Familie zugestehen würde. Im Banne der Videokonferenz unterliegt man jetzt einem gewissen Voyeurismus - oder zumindest Neugierde. Manches wollte man eigentlich gar nicht so genau wissen. Nicht selten hüpfen im Hintergrund Kinder, Katzen, Hunde und Lebenspartner herum, und man sieht auf den ersten Blick, ob Geschirr herumsteht und ob aufgeräumt wurde.
Die Grenzen zwischen Beruf und privat verschwimmen zusehens. Deshalb sollte man sich eventuell eine Inszenierung überlegen - ähnlich zum Geschäftsleben. Das zeigt sich etwa am Bücherregal, das oftmals als Kulisse dienen muss und immer wieder für Gesprächsstoff sorgt - als guter Einstieg in den Call. Gerne angesprochen werden auch diverse Dekoobjekte und Pflanzen, diese sollten aber nicht traurig verdurstend in der Zimmerecke stehen, denn das schaut deprimierend aus.
Die berühmte Bücherwand im Hintergrund dient oft als gelungener Einstieg ins Gespräch.
Geht es etwa rein um Inhalte, und die Konferenz ist kurz, ist es sinnvoll, möglichst wenig Ablenkung im Hintergrund zu haben. Für längere Gespräche werden Bild und Pflanze als Auflockerung empfohlen. Die Kamera komplett abzuschalten ist aber der falsche Weg, denn das könnte unfreundlich rüberkommen - oder man macht es sich vorher aus.
Aufstehen während dieses Videocalls sollte man mit dieser Bekleidung eher nicht.
Zwischenmenschliches ist ja bekanntlich die Basis von Kommunikation, und - wie wir alle spüren - bei Videokonferenzen trotz Bild und Ton stark eingeschränkt. Es ist im Gegensatz zu einem Meeting eben nicht schon über Körpersprache merkbar, wenn ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin etwas sagen möchte. Das Informelle fällt fast komplett weg, daher können Videotelefonate einen Menschen nicht im Gesamten vermitteln. Hier kann man aber entgegenwirken: in einer Check-in-Runde, in der jeder kurz etwas erzählt, kann man sich gegenseitig begrüßen und vorstellen und jeden zu Wort kommen lassen.