Mit VR in Klimts Bildern spazieren gehen

Über die Kunst von Gustav Klimt mögen sich die Geister scheiden. Noch in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts war der Wiener Jugendstil eher als dekorativ und geschmäcklerisch verpönt, aber das hat sich bekanntlich eindeutig geändert: Klimt, Koloman Moser und weitere Vertreter der Wiener Werkstätte und Moderne erfahren gerade wieder einen Mega-Hype. Zum 100. Todestag von Gustav Klimt kann man nun im MAK Museum für angewandte Kunst seine ikonischen Goldverzierungen und Girlanden sogar wortwörtlich begehen. Mit Datenbrille und Controller bewegt sich der Besucher durch ein dreidimensionales Bild, eigentlich eine Wunderlandschaft, und kann sich interessanterweise auch verlaufen.

Ich bin eine der Glücklichen, die online einen 10 minütigen Slot für den Rundgang durch die Zauberwelten ergattern konnte. Ich setze die Brille auf und bewege mich hinein in Klimts Magic Garden. Klimt selbst war ein großer Garten-Liebhaber wie man unschwer bei einem Besuch der schönen Klimtvilla in der Feldmühlgasse im 13.Bezirk feststellen kann. Ein Besuch des letzten Ateliers des Künstlers lohnt aufgrund des großen Gartens und Lichts vor allem in den Sommermonaten. Jetzt im Untergeschoss im MAK fühle ich mich beim VR-Experiment ein wenig erinnert  an die Serie Mia and me, die vor einigen Jahren  die Lieblingsserie meiner Kinder war und vor klimt-goldenen Ornamenten, Fabelwesen und wuchernden Pflanzen nur so strotzt.

Kunstvermittlung mittels VR ist nicht nur ein Thema für Institutionen und Museen, die Kunst ausstellen und vermitteln. Vor allem auch zeitgenössische Künstler können hier wertvolle und interessante Beiträge platzieren und setzen sich vermehrt mit Virtual Reality auseinander. Dies zeigt nicht nur das MAK mit seiner neuen Ausstellung, sondern auch das Zeppelin Museum Friedrichshafen in seiner aktuellen Ausstellung Schöne neue Welten bis 8. April 2018. Das dänische Moesgaard Museum versetzte seine Besucher bereits 2016 in die Steinzeit und das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt lässt seit Anfang 2017 ein lebendiges Dinosaurier-Skelett auf seine Besucher los. All das ist dank Virtual Reality möglich.

Das Städel Museum in Frankfurt hat gleich eine ganze VR-App entwickeln lassen. Eine virtuelle Zeitreise nimmt den Besucher mit ins 19. Jahrhundert und zeigt, wie das Museum vor rund 140 Jahren aussah. An Virtual Reality kommt man als Kulturfan zur Zeit nicht vorbei, so scheint es.

Virtueller Rundgang durch die Ägyptische Galerie des British Museum
Im April 2017 gab das Museum bekannt, dass es mit dem VR-Anbieter Oculus an Virtual-Reality-Touren arbeitet, durch die sich die beliebtesten Ausstellungen des Museums digital erkunden lassen. Die erste 360-Grad-Tour führt durch die Ägyptische Galerie des Museums. Die Tour kann über Facebook von jedem Computer oder Mobilgerät aus gestartet werden. Durch die zusätzliche Nutzung eines VR-Headsets können die virtuellen Besucher sogar völlig eintauchen. Für die VR-Tour wurde hochauflösende 360-Grad-Fotografie mit zusätzlichen Inhalten kombiniert, darunter Audiokommentare der Kuratoren und interaktive 3D-Modelle von den wichtigsten Objekten. Ein weiteres ähnliches Projekt startete auch das Dali Museum in St.Petersburg mit einem 360 Grad Video.

VR-Technologie als körperliche Erfahrung
Warum das Ganze? Den Nutzern bzw. Ausstellungsbesuchern ermöglicht die VR-Technologie ein körperliches Eintauchen und eine ganzheitliche Art der Interaktion. So kann auch Kunst anders wahrgenommen werden, denn als Betrachter ist man mittendrin und ist durch interaktive Elemente unmittelbar involviert. Allerdings ist auch die reflektierende Rolle erschwert, da durch das Eintauchen die kritische Distanz entfällt. Um den Austausch der Eindrücke zu vereinfachen, sollten auf alle Fälle Vermittlungspersonen bereitstehen, die die Besucher inhaltlich und technisch an die Kunstwerke heranführen und noch ein persönliches Gespräch über die gewonnenen Erfahrungen ermöglichen.

Ausstellung Magical Garden
Ausstellungsort MAK FORUM
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien
Ausstellungsdauer 7. Februar – 22. April 2018
Öffnungszeiten Di 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr