Durch die Corona-Krise ist die Urlaubsplanung komplett auf den Kopf gestellt. Aber es ergeben sich auch Chancen: Viele Urlauber werden die klassische Sommerfrische in Österreich wiederentdecken. Geschichtsträchtige Orte, die Sommerfrischler besuchen können, gibt es wahrlich genug. Hier eine Übersicht zu den Orten, die schon Künstler und die sogenannte "bessere Gesellschaft" liebten.
Mit dem Begriff „Sommerfrische“ verbinden viele Wiener die Wiener Voralpen mit dem Semmering, der Rax und dem Wechselgebiet sowie das Waldviertel. © I Stock
Die Mehrzahl der im Sommer von der Hitze geplagten Wiener bewertet einer Boku-Studie zufolge den Begriff „Sommerfrische“ als positiv. Sicher, derzeit sehnen sich viele sehnsüchtig an die pittoresken Mittelmeerstrände und erwägen, den Urlaub doch in Italien oder Kroatien zu verbringen – soweit es möglich sein wird. Aber viele planen einen Urlaub in Österreich unter dem Motto „Sommerfrische“, nicht zuletzt aufgrund der Empfehlung der Regierung und dem Gedanken, die heimischen Unternehmen, Gastronomie und Hotellerie zu stärken.
Naturerlebnisse, Erholung und Entspannung - auch mit Hühnern - ist bereits seit mehr als 120 Jahren der Inbegriff der Sommerfrische. © A1 Telekom Austria
Sommerfrische ist die Lust der Stadtmenschen auf einen Ausflug in ländliche Gefilde. Mit dem Begriff „Sommerfrische“ verbindet man Seen, Berge, Naturerlebnisse, Erholung und Entspannung. Vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Sommerfrische der letzte Schrei. Heutzutage ist das Konzept aktueller denn je und die Bandbreite groß: Vom Tagesausflug mit Auto oder Bahn über den Wochenendausflug in die nette Pension bis zum längeren Aufenthalt in der Ferienwohnung, schöne klassische Ziele locken im Sommer 2020.
Schutzhütte Ottohaus auf der Rax: Hüttenzauber in 1.644 m Seehöhe. © Birgit Kraßnitzer
Zum Start des 20. Jahrhunderts war man ohne Sommerfrische in den Wiener Alpen out. Die Betuchten der Stadt übernachteten in der Villa Antoinette am Semmering oder im Knappenhof am Fuße der Raxalpe und genossen die Ruhe, die Natur und die malerische Aussicht. Heimito von Doderer etwa war Stammgast im Riegelhof in Prein an der Rax. Tipp: Eine Fahrt mit der Raxbahn bringt einen auf das Plateau der Rax, die Rax-Seilbahn fährt wieder ab 29. Mai.
Die Bahn machte den Aufstieg des Semmerings zum Tourismus-Hotspot überhaupt erst möglich. © Archiv A1 Telekom Austria
Wandern, Radfahren, Klettern, Mountainbike, Golf: In Sachen Sport bleiben am Semmering keine Wünsche offen. Ein Besuch des UNESCO-Weltkulturerbes, der Semmeringbahn, sollte auch ein Pflichttermin sein. Aber auch die großen alten Kurhotels sind sehenswert, einige wurden in den letzten Jahren adaptiert. Darunter auch das Kurhaus Semmering, pittoresk gelegen inmitten der malerischen Bergkulisse. Das markante Architekturjuwel wurde vom Grazer Hotelier Florian Weitzer vor kurzem erworben und gliedert sich nun in die traditionsreiche Weitzer-Hotelgruppe ein.
Hier komponierte Gustav Mahler die Hälfte seiner Symphonien: Das Komponierhäuschen. © anja koppitsch
Der Wörthersee ist die Muse der Sommerfrische und inspirierte viele bedeutsame Künstler. Der See war Ende des 19. Jahrhunderts der Hotspot für Kunstschaffende und Mäzene. Gustav Mahler schrieb mehr als die Hälfte seiner Symphonien in Kärnten in seinem Komponier-Häuschen. Ein kleines, aber feines Museum nahe des Klagenfurter Strandbads Maiernigg erinnert an den Maestro. Auch Alban Berg war Stammgast in Velden und komponierte einige seiner wichtigsten Werke hier. Johannes Brahms machte von 1877 bis 1879 Urlaub in Pörtschach, wie man auf einer speziellen Themenwanderung erfahren kann.
In Pörtschach gibt es noch eines der berühmten Badehäuser am Wörthersee zu bewundern. © Werzers Resort
In der Zwischenkriegszeit waren dann etwa John F. Kennedy oder der Herzog von Windsor am Wörthersee zu Gast. Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren prominente Gesichter regelmäßig anzutreffen. Peter Alexander etwa hatte eine Villa in Krumpendorf.
Ansicht aus den 50er Jahren: Hauptplatz in Gmunden. © A1 Telekom Austria
Eindeutig die klassische Destination. Fuschlsee, Wolfgangsee, Attersee, Traunsee und Mondsee ließen schon im "Fin de Siècle" die Herzen der Städter höherschlagen. Die Landschaft des Salzkammerguts ist legendär und die Seen sind wunderschön. Der Ruf der Region hat auch stark davon profitiert, dass Kaiser Franz Joseph jedes Jahr samt Hofstaat nach Bad Ischl übersiedelte, um hier den Sommer zu verbringen. Noch heute ist die Kaiservilla die meistbesuchte Attraktion der Region. Ein Besuch ist der Villa ist ab dem 29. Mai wieder möglich.
Genuss und Stil am Attersee: Restaurant und Hotel Häupl © Häupl
Seine berühmten Bilder des Attersees zeugen von erfüllten Tagen mit seiner Lebensgefährtin Emilia Flögge. Die Stimmung des Sees und der Gärten sind einmalig. Der weltberühmte Maler verbrachte die Sommermonate zwischen 1900 und 1960 regelmäßig in dieser Region und urlaubte am türkisblauen See. Ein Besuch des Klimt-Zentrum, ein Spaziergang am Klimt-Themenweg, im Klimtgarten oder eine Schifffahrt am Attersee eröffnen klimtsche Wege. Eine Übersicht zu den Aktivitäten gibt es hier.
Dieser Ausblick auf die umliegenden Seen ist umwerfend. © I Stock
Im Salzkammergut hat man in Sachen Urlaub die Qual der Wahl. Da wäre die unberührte Natur rund um den Attersee oder die Hochtäler und Gletscher rund um den Dachstein. Thermenliebhaber kommen in Bad Ischl auf ihre Kosten, Segler lieben den Traunsee, Fischer den Fuschlsee und das Ausseerland hat für jeden etwas zu bieten. Das Salzkammergut ist der Inbegriff der Sommerfrische.
Der Schwarzsee: Dieser kleine, im Zuge der Eiszeit entstandene Moor- und Badesee am Rande Kitzbüheles zählt zu den wärmsten Seen Österreichs.
Zeitzeugen einer großen touristischen Entwicklung gibt es genug: die einprägsamen Bilder von Alfons Walde, das Kitzbüheler Flair, die sanfte Alpin-Landschaft sowie perfekt ausgebaute Bergbahnen ziehen seit mehr als 120 Jahren begeisterte Besucher an. Mit dem Anschluss Kitzbühels an das österreichische Eisenbahnnetz begann um 1870 der Sommertourismus aufzublühen und gab den Startschuß für eine einzigartige touristische Entwicklung. Der Bau des Hotel Kitzbühel 1903 steht am Beginn einer Entwicklung zur mondänen Tourismusmetropole.
Die Seejungfrau in Jois am Neusiedlersee bietet gehobene Gastronomie mit Zutaten aus der Region. © Seejungfrau
Dass der Neusiedler See in der Sommerfrische damals wie heute eine große Rolle spielt, sollte niemanden überraschen. Die Fischerei, der Weinbau, die Ausflugsziele: Hier gibt’s wirklich alles. Auch Segler, Surfer und Paddler werden hier am Neusiedlersee glücklich. Ende des 19. Jahrhunderts zog es aber auch viele Wiener nach Bad Sauerbrunn. Die Heilquellen zogen nach Eröffnung der Ödenburger-Wiener Neustädter Eisenbahnlinie Tausende an. Das erste Kurhaus öffnete 1853, die ersten Villen schossen in den 1870ern aus dem Boden. Noch heute lockt der Kurort mit Erholung, Kulinarik, Natur und der Heiltherme.