Liegt Schotter, Schnee oder Laub auf der Fahrbahn? Der Reifen der Zukunft spürt die Straße und gibt die Informationen über das 5G-Netz weiter.
ESP, ABS, ASR, Abstandsregelautomat ACC, adaptives Fahrwerk – moderne Autos sind bereits vollgestopft mit digitalen Fahrassistenten und Sicherheitssystemen. Ein wichtiger Faktor beim Thema Verkehrssicherheit ist jedoch der Reifen. Gerade er ist es, der den Kontakt zur Straße herstellt. Er sorgt – über bloß ein paar Quadratzentimeter Gummifläche – für Haftung beim Bremsen, Beschleunigen und Kurvenfahrten. Wie groß der Grip sein kann, hängt auch vom jeweiligen Straßenzustand ab. Liegt Schotter, Schnee oder Laub auf der Fahrbahn? Gibt es Schlaglöcher? Fährt man auf Kopfsteinpflaster oder auf neuem Asphalt? Der Reifen der Zukunft spürt die Straße und gibt die Informationen über das 5G-Netz weiter – etwa, wenn Aquaplaning-Gefahr besteht. So können andere Lenker frühzeitig gewarnt werden.
App informiert über den Reifenzustand
Schwarz und rund: Für den Fahrer haben sich Autoreifen in den letzten Jahren augenscheinlich kaum entwickelt. Die digitale Innovation findet jedoch im Inneren statt. Bereits im Handel sind Reifen, bei denen ein Sensor in der Reifenflanke Kenngrößen wie die Laufleistung, den Fülldruck und den Abrieb ermittelt. Der Fahrer kann anhand dieser Daten mittels App den Zustand seiner Reifen einsehen. Auch im Schwerverkehr – bei Bussen und Lkw – werden Sensoren im Reifen eingesetzt. Mit den so ermittelten Daten können Flottenmanager die Wartungskosten und den Verbrauch optimieren.
Kommunikation in Echtzeit
In Zukunft soll der Reifen auch den Zustand der Straße erkennen können – etwa ob Lacken auf der Fahrbahn sind oder an gewissen Stellen wenig Grip vorhanden ist. So können potenziell gefährliche Stellen eruiert werden. Entsprechend kann die Steuerung der Fahrassistenzsysteme (z.B. ABS, die Stabilitätskontrolle) adaptiert werden. Dazu ist Kommunikation in (nahezu) Echtzeit notwendig, die das 5G-Netz mit seiner extrem niedrigen Latenzzeit ermöglicht. Der Reifen wird so auch Teil des Internets der Dinge. Die während der Fahrt über den Straßenzustand ermittelten Daten können auch an andere Fahrzeuge übermittelt werden. Dies ist nicht bloß entfernte Zukunftsmusik. Der italienische Reifenhersteller Pirelli führte mit solch einem Cyber-Reifen – die Bezeichnung stammt von Pirelli selbst – bereits im Vorjahr auf der legendären Teststrecke am Dach des Lingotto-Gebäudes in Turin einen Praxistest durch.