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Yung Hurn und das Presseverbot

 

VIDEO: Das Konzert im Wiener Gasometer

Am späten Sonntagabend war es endlich soweit – Yung Hurn erwies seiner Geburtsstadt Wien zum würdigen Abschluss der 1220-Tour als Letzte der 16 Stationen die Ehre und brachte an diesem eisig kalten Sonntagabend die Planet TT Bank Austria Halle im Wiener Gasometer zum Brennen. Als leicht verstörend wird so mancher Party-Gast die exzentrische Bühnen-Fete aber dennoch in Erinnerung behalten.

Trotz riesiger 1 2 2 0 Lichterkette über der Bühne war es wahrlich kein besinnlicher Adventsonntag für die vielen, zu einem großen Teil sehr jungen, Fans und Groupies - besinnungslos trifft‘s wahrscheinlich besser. Auf der Bühne fröhnte Diamant Bebi, wie der Live from Earth-Rapper sich auch nennt, mit seinen zahllosen Supportern dem von ihm vielbesungenen Stoli-Vodka, unten durfte man sich immer wieder an der einen oder anderen unfreiwilligen Bierdusche erfreuen. Trotz Polizei-Präsenz an den Eingängen fanden stilgetreu auch Substanzen der nicht ganz legalen Sorte deren Weg in die zum Zerbersten gefüllte Halle. Ganz nach dem Motto Advent, Advent, ein Ofen brennt.

Mit kaum Verspätung löste der wohl kontroverseste Vertreter des neuzeitlichen Deutsch-Rap um ca. halb Neun den Berliner Techno Act DJ Creep ab und heizte dem Publikum so richtig ein. Dass er nicht ganz fit sei, wie in der Woche vor dem Wien-Gig auf Instagram immer wieder zu vernehmen war, fiel nicht auf. Die Stimme etwas kratzig, die Motivation jedoch auf Anschlag. Der Hustensaft-Konsum der letzten Tage dürfte seine Wirkung voll entfaltet haben.

Der Wiener Rapper erobert nach und nach den deutschsprachigen Raum. © Lukas Vogt

Und das bekam er vom Publikum auch zurück. „Danke Yung Hurn du bist der Beste“, in feinster Stadion-Manier, gab der 3.200 Hipster starke Chor nicht nur einmal zum Besten. Wenngleich in den meisten Fällen vom Hauptakteur des Abends selbst angesungen. Von Danksagungen aller Art nährt der übertrieben selbstverliebte Teenieschwarm in den letzten Monaten auf Social Media ohnehin laufend sein Ego. Im Gasometer verlangte er gar vom Security, sich zu bedanken, was dieser auch mit „Danke, dass ich heute dein Security sein darf" unter Beifall der Meute ins Mikrofon sprach.

Die Setlist war keine Überraschung. Die altbewährten Songs der letzten Jahre wurden zum Besten gegeben und die äußerst textsichere Fangemeinde feierte jeden Einzelnen als wär’s der Letzte. In den, zumindest in den Hooks meist sehr einfachen, Lyrics geht es fast immer um Party, Drogen, Sex und Liebe – wenngleich oft nicht so wirklich der Eindruck von echten Gefühlen vermittelt werden kann. Stimmungshöhepunkte wie Bianco oder Y. Hurn Wieso? gemixt mit fast schon romantisch anmutenden Balladen wie Diamant sind eben auch ein perfektes Abbild der so vielseitigen und bunten Kunstfigur aus Hirschstetten im 22. Wiener Gemeindebezirk – den er in mindestens der Hälfte der aktuellen Lieder auch besingt, zumindest jedoch mit der Zahlenkombination Eins – Zwei – Zwei – Null erwähnt. Die Zahlenkombination schmückt neben dem Bühnenbild auch den Oberkörper des Cloudrappers, welcher das komplette Konzert über auch zu sehen war, sowie eine selbst entworfene Silberkette die es zu Beginn der Tour noch zu erstehen gab.

Die absolute Skurrilität des Abends ist somit nicht an einem Beispiel fest zu machen, sondern am gesamten Ablauf. Merchandise gab es keines (mehr), so wurden einfach weiße T-Shirts von Y.Hurn selbst kurz vor dem Konzert besprüht. Ein Groupie goutiert sogar das mit „Danke Yung Hurn dass ich für ein weißes T-Shirt 40€ zahlen durfte“. Dafür gab es ein, nicht weiter begründetes, striktes Presseverbot, welches auch immer wieder betont wurde. „Ich weiß eh, dass ihr euch hereingeschlichen habt“ und „Ich bin schon gespannt was ihr morgen schreiben werdet“ polterte der 23-jährige Julian Sellmeister nicht nur einmal gegenüber möglicherweise anwesenden Journalisten. Rausschmeißen konnte er diese jedoch nicht – ganz im Gegensatz zu einem anderen Zuschauer. Mit „Du schaust so ernst – hier drinnen wird nicht ernst geschaut“ verwies er diesen aus der Halle.

Die, nicht vorhandene, Zugabe läutete nach rd. 1,5 Stunden ein weiterer Sickness-Höhepunkt ein. So tönte nach den Worten „Jetzt müsste ich eigentlich von der Bühne gehen, dann schreit ihr Zugabe, … aber das sparen wir uns“ plötzlich My Heart will go on von Celine Dion aus den Boxen, was das Publikum keineswegs mit Pfiffen, sondern mit einer Gesangseinlage vom Feinsten ganz einfach zur Kenntnis nahm. Auch der große Falco nahm in einem seiner Songs Bezug auf die Titanic – will Yung Hurn, der sich ja selbst auch Falco Süßgott nennt, damit einen weiteren Schritt in die Fußstapfen vom echten Falken machen. Oder Yung Hurn, wieso machst du das sonst?

Das Album von Yung Hurn - 1220 auf A1 Xplore Music.

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