
Was steckt wirklich hinter der Aufregung? Wir stellen die Messenger-Dienste Signal, Telegram und Threema als Alternativen gegenüber.
Instant Messaging ist längst ein Massenphänomen geworden. Eine Studie der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) beschreibt die Entwicklung in Österreich sehr gut. Demnach hat WhatsApp eine Reichweite von knapp 80 Prozent der Online-Bevölkerung, womit etwa zwei Drittel aller Personen über 15 Jahren den Dienst nutzen. Der Facebook Messenger als klare Nummer zwei liegt wiederum bei einer Reichweite von etwas unter 40 Prozent. Eine Untersuchung aus Deutschland kommt ebenfalls zu ähnlichen Ergebnissen. Da WhatsApp seit 2014 zum Facebook-Konzern gehört, spielt dieser somit quasi in einer eigenen Liga. Doch die dominante Marktposition sorgt auch für Unbehagen.
WhatsApp unterschätzt Datenschutz-Dynamik
Richtig befeuert wurde die Debatte zuletzt von WhatsApp selbst. Zu Jahresbeginn waren Nutzerinnen und Nutzer dazu aufgefordert worden, bis zum 8. Februar 2021 neuen Datenschutzregeln zuzustimmen („WhatsApp aktualisiert seine Nutzungsbedingungen“) – sofern man den Messenger auch weiterhin nutzen wolle. Es folgten massive Proteste und eine millionenfache Abwanderung zu anderen Anbietern. WhatsApp bekam in der Folge offenbar kalte Füße und verschob die Einführung zunächst auf 15. Mai. In einem Blogeintrag versuchte das Unternehmen zu beruhigen und beteuerte, Kontaktdaten nicht mit Facebook zu teilen. Dennoch hatten viele WhatsApp-User zu diesem Zeitpunkt längst ein Auge auf die Alternativen geworfen:
Signal
Besonders beliebt ist der freie Messenger Signal, der sich allein innerhalb einer Woche im Jänner über 7,5 Millionen Neuinstallationen freuen durfte. Nach einer Empfehlung von Tesla-Boss Elon Musk höchstpersönlich waren kurzfristig sogar die Signal-Server überlastet gewesen. Das große Plus des von einer gemeinnützigen, spendenfinanzierten Stiftung betriebenen Dienstes: Einerseits wird Privatsphäre großgeschrieben, andererseits besteht dank der rasch wachsenden Nutzerzahlen eine realistische Chance, den Messenger auch tatsächlich gemeinsam mit wichtigen Freunden nutzen zu können. Look und Feel sowie die vertraute Bedienung der App sorgen dafür, dass sich WhatsApp-Umsteiger von Anfang an wie zu Hause fühlen.
Telegram
Der 2013 von zwei russischen Brüdern gegründete Messenger-Dienst galt lange Zeit als die WhatsApp-Alternative. Nach der WhatsApp-Affäre zu Jahresbeginn schnellten auch hier die Nutzerzahlen auf rund 500 Millionen hoch. Telegram wirbt ebenfalls mit dem Thema Datensicherheit, hat aber doch auch Schwächen. So sind Chats beispielsweise standardmäßig gar nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt, sondern müssen aktiv entsprechend eingestellt werden – was wohl viele User übersehen dürften. Eine genaue kritische Analyse dazu ist im Fachmagazin Chip zu finden.
Threema
Der Schweizer Instant-Messaging-Dienst Threema gilt derzeit als Nonplusultra in Sachen Sicherheit und Privatsphäre. Der Clou: Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenzprodukten müssen Nutzer weder eine Telefonnummer noch sonstige personenbezogene Daten angeben. Diese Anonymität – sowohl die eigene als auch jene der Kontakte – macht Threema für viele Insider zur Top-Empfehlung. Die zugehörige Software ist allerdings einmalig kostenpflichtig, eine Lizenz kostet im Threema-Shop derzeit 3,70 Euro. Dafür lassen sich unter anderem drei unterschiedlich strenge Sicherheitsstufen festlegen.