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Unterirdisch: Unterwegs in Wiens Kanalsystem

Kanalisation

Nicht nur Stoff für einen Film-Klassiker: Unterwegs in Wiens unterirdischem Labyrinth

Jede Großstadt, so auch Wien, verfügt über ein unterirdisches Netz von Rohrleitungen und Kabeln, die für das Funktionieren des Lebens und das organisierte Überleben in der Stadt unerlässlich sind. Es gibt Wasser-, Gas-, Kanal-, Glasfaser- und Fernwärmerohrleitungen sowie Strom-, Fernmelde- und Fernsehkabelleitungen. Teilweise sind diese Rohre und Kabeln in begehbaren Gängen untergebracht die zu Ausstiegsschächten führen über die man wieder über Tage kommt. Wir haben uns einmal in dieser Unterwelt umgeschaut.

Die früher durch Wien fließenden Bäche wurden im 18. Jahrhundert eingewölbt, das heißt die offenen Wasserläufe verschwanden unter die Erde und wurden in das Kanalnetz integriert. So fließt zum Beispiel unter dem Wiener Naschmarkt der Wienfluß. Über den Kanaleinstieg vor dem Cafe Museum gelangt man über verschiedene Gänge direkt in den Wienfluß unter dem Naschmarkt. Bei Schönwetter ist das unterirdische Flussbett fast trocken, bei starkem Regen verwandelt sich das Bächlein innerhalb von Minuten jedoch in einen reißenden Strom.

Bekannt wurde dieses spezielle Stück der Wiener Kanalisation durch den Film Der dritte Mann aus dem Jahr 1949. Dieser bewegte sich, von der Musik von Anton Karas begleitet, im Film durch das unterirdische Wien. Ist man heute dort unterwegs, hört man alle paar Minuten ein starkes Rauschen, begleitet von einem Zittern des Bodens. Keine Angst, es handelt sich nicht um ein Erdbeben, es ist die U-Bahnlinie U4, die diese Schwingungen und Geräusche im unterirdischen Wien-Fluss verursacht.

Kabelspleißer bei der Arbeit. Foto: Historisches Archiv A1 Telekom Austria AG

In den 70er-Jahren wurde die Linie U4 auf der Trasse der alten Stadtbahn gebaut. Heute wird die Linie U4 täglich von tausenden Menschen benützt. Der U-Bahnkreuzungspunkt Karlsplatz wurde in jahrelanger Arbeit gebaut und verfügt über kilometerlange unterirdische Verbindungsgänge. Man gelangt zum Beispiel trockenen Fußes vom Ende des Naschmarktes bei der Secession bis vor die Wiener Staatsoper, eine ganz schöne Distanz.

Speziell im ersten Bezirk verfügen viele der alten Häuser über zwei bis drei Kellergeschoße, die früher miteinander verbunden waren. Während des zweiten Weltkrieges wurden diese Keller als Aufenthaltsorte für die Zivilbevölkerung bei Fliegeralarm genutzt, wie heute noch die Aufschriften in diesen Kellern beweisen. Nach dem Krieg wurden diese unterirdischen Gänge zwischen den Häusern bis auf wenige Ausnahmen zugemauert weil diese versteckten Gänge natürlich auch ideale Verstecke und Fluchtwege für Mitbürger waren, die es mit den Gesetzen nicht so genau nahmen. Einige wenige unterirdische Gänge sind heute im Rahmen von speziellen Stadtführungen zu besichtigen. Man betritt zum Beispiel eine Weinhandlung, geht dort in den zweiten Keller hinunter und kommt, wenn man dem unterirdischen Gang folgt, hundert Meter weiter in einem Geschäftslokal, in dem Damenmoden verkauft werden, wieder heraus.

Neben den schon erwähnten Rohrleitungen liegen unter den Straßen oder Gehsteigen auch noch hunderte Kabeln, entweder in Kabelkanalanlagen oder direkt in die Erde eingegraben. Diese Kabel führen zu Verteilern oder Vermittlungsstellen in denen die erforderlichen technischen Einrichtungen, die zum Betrieb unseres Fernsprech- und Datennetzes erforderlich sind, untergebracht sind. Im städtischen Bereich sind die Vermittlungsstellen von A1 Telekom Austria in teilweise über hundert Jahre alten Gebäuden untergebracht, die das Einzugsgebiet der jeweiligen Vermittlungsstelle mit Telefon- und Datenanschlüssen versorgen.

 

Vermittlungsstelle

Die Vermittlungsstelle in der Treustraße

 

Tausende Adernpaare führen von den Kellern dieser Vermittlungsstellen bis in jedes Haus des Anschlussgebietes. Zwischen den Vermittlungsstellen werden heute nur mehr Glasfaserkabeln verlegt. Bei diesen Kabeln erfolgt die Nachrichtenübertragung mittels Lichtleiter, das heißt, die Nachrichten werden in Lichtimpulse umgewandelt und übertragen. Das Fernsprechsignal wird zu diesem Zweck vorher digitalisiert und in elektrische Impulse umgewandelt. Diese werden nach einem bestimmten Verfahren codiert und in Form von Lichtimpulsen durch die Glasfaser geschickt. Am Ende geht dieser Vorgang umgekehrt vor sich und es entsteht wieder ein Fernsprechsignal. Der Vorteil dieser Lichtwellenleiter besteht in der schier unerschöpflichen Kapazität und in der wesentlich einfacheren Verlegemethode als bei den analogen Kabeln. Für die letzte Meile zum Teilnehmer sind größtenteils nach wie vor die analogen Kabeln im Einsatz.

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