Placeholder

Unterhaltung

9 Sounds, die Kids von heute nicht mehr kennen

  • Vorheriger
  • Artikel
Placeholder

Unterhaltung

Die neuen Programm-Highlights auf A1now

  • Nächster
  • Artikel

Lesedauer

5 Minuten

Unterhaltung

Lieber tippen als telefonieren

Ein anonymer Anruf kann unangenehme Gefühle verursachen. Für viele gilt die Devise: zuerst wird eine unbekannte Nummer gegoogelt, dann zurückgerufen.

Generation Telefonangst. Sie erschrecken, wenn das Telefon läutet und drücken das Gespräch lieber weg, als es anzunehmen. Wenn sich ein Telefonat gar nicht vermeiden lässt, bekommen sie Schweißausbrüche. Der Trend zeigt: Immer mehr Jugendliche telefonieren nur noch höchst ungern - im Vergleich zu ihren Eltern. Warum eigentlich?

Eine kleine persönliche Anekdote, um die sprichwörtliche Telefonangst zu veranschaulichen: Vor ein paar Monaten beschlossen mein Mann und ich etwas für den Geburtstag unserer 18-jährigen Nichte zu besorgen. Ich schickte ihr eine E-Mail mit unseren Ideen – ohne Antwort. Daher rief ich sie an. Wir unterhielten uns gut, aber am Ende des Gesprächs meinte meine Nichte: „Übrigens, du weißt schon, dass es unhöflich ist anzurufen?“ Stille meinerseits, denn diese Frage ließ mich etwas ratlos zurück. “Warum?”, keuchte ich in mein Handy. „Nun“, erklärte sie, „Wenn du mich anrufst, habe ich keine andere Wahl als sofort zu antworten. Ich könnte beschäftigt sein. Wenn ich dich an die Mailbox weiterleite, ist es ziemlich aufwendig, die Nachricht abzuhören und dann zurückzurufen. Wenn du mir jedoch eine SMS schickst oder auf WhatsApp schreibst, antworte ich, sobald ich Zeit habe, entweder sofort oder eben dann, wenn es passt.”

Der Trend geht eher in Richtung Tippen als Telefonieren. Beim Schreiben fühlen sich viele eloquenter, reflektierter und sicherer.

Ich werde nervös, verspreche mich immer...

Es scheint, telefonieren - vorallem mit Fremden - ist bei vielen nicht mehr angesagt. Der Grund: ein echter Widerwillen vor dem spontanen Gespräch, in dem man sofort auf Fragen und Antworten des Gegenübers reagieren muss. Experten sagen, solche Beweggründe für die sogenannte Telefonangst seien nicht ungewöhnlich. Viele würden das Telefon nicht mehr abnehmen (besonders bei unbekannten Nummern), weil ein Anruf als störend empfunden werde, meint Philippe Wampfler, Dozent für Fachdidaktik an der Universität Zürich und Experte für Lernen mit neuen Medien, gegenüber der Zeitung „20 Minuten“: „Während man beim Telefonieren gezwungen ist, sofort zu reagieren, kann man sich bei einer Sprachnachricht Zeit lassen.“

#generationsmartphone findet andere Kanäle

Aber warum bereitet uns das Telefonieren Probleme? Wir sind doch schließlich #generationsmartphone und kennen die Funktionen unseres Handys teilweise besser als die unseres Körpers. Es können auch schlechte Erfahrungen sein, die vor dem Telefonieren zurückschrecken lassen: Mancher wurde schon direkt am Telefon beschimpft oder es entstanden im Telefonat peinliche (Gesprächs-)Pausen, die in einem Chat weniger auffallen. Ein Anderer telefoniert nicht gerne, weil ihm zu lange geredet wird und er sich schlecht fühlt, wenn er auflegen will. Andere wiederum bevorzugen es, ihr Gegenüber beim Sprechen anschauen und die Gestik und Mimik der anderen Person sehen zu können.

Nicht ohne mein Smartphone. Die Social Impact Studie von 2019 zeigt auf, dass die Relevanz der Videotelefonie mit Freunden insgesamt gestiegen ist.

Eine Frage der Digitalkultur

Es kommt auch immer auf den Blickwinkel an und die Kompetenzen, die sich unterschiedliche Generationen angeeignet haben. Wahrscheinlich haben unsere Großeltern unsere Eltern gefragt: Warum schreibst du keinen Brief? Telefonieren war vor einigen Jahrzehnten noch innovativ, in Zeiten der Pandemie hat es auch einen regelrechten Aufschwung gegeben, vorallem um sich intensiv auszutauschen. Meinen die einen: "Das hätte man mit einem Telefonat in 20 Sekunden klären können - und stattdessen werden eher fünf Emails hin und her geschrieben." gilt für die anderen: man will den Tag einer Person nicht durch einen Anruf stören oder selbst gestört zu werden.

Fazit und Tipps vom Experten

Eine A1 interne Studie "Social Impact Studie" zeigt: das Telefonieren ist nicht mehr unbedingt das primäre Medium der Jugend, obwohl sich das Handy vom Statussymbol zum ständigen Begleiter entwickelte. Beim Schreiben fühlen sich viele eloquenter und sicherer und der wichtige Faktor Kontrolle bleibt erhalten. Denn viele Jugendliche planen ihre Mediengestaltung, sie konsumieren nicht nur Social Media Beiträge, sondern gestalten diese auch – allerdings nicht spontan sondern nach langer Abwägung.

Wie geht man nun mit der (Telefon-)Angst um? 1. Es ist in Ordnung, Angst zu haben. 2. Lege Dir eine eigene Telefonie-Persönlichkeit zu, diese Persönlichkeit ist mutig und zieht wichtige Telefonate durch (zum Beispiel bei Bewerbungen oder Gespräche am Diensthandy).

Weitere Empfehlungen und einen Beitrag zum Thema findest du hier auf Was geht? auf A1now.

Artikelübersicht