Placeholder

@home

Silvester diesmal als 80er Party

  • Vorheriger
  • Artikel
Placeholder

@home

Smart Home im PULS 4 Test

  • Nächster
  • Artikel

Lesedauer

3 Minuten

@home

Wie Apps die Nachbarschaft verbessern

Auf gute Nachbarschaft – das wünscht sich wohl jeder, wenn er wo neu einzieht. Obwohl im Endeffekt jeder seine Privatsphäre hinter den eigenen vier Wänden hat, kann die Nachbarschaft die eigene Lebensqualität doch beträchtlich beeinflussen. Man muss wohl nur einen Tag am Bezirksgericht verbringen, um hautnah mitzubekommen, welche Auswüchse ein angespanntes Nachbarschaftsverhältnis haben kann. Lärm, Fußgetrampel, Rauchen auf dem Balkon – recht schnell kann der Wohnhaussegen schief hängen.

Dabei kann Kommunikation mit den Nachbarn einiges zum Positiven verändern. Durchs Reden kommen die Leut' z'samm: Der Spruch wirkt abgedroschen, hat aber immer noch Gültigkeit, auch in der digitalen Welt. „Wir leben unsere Nachbarschaft viel übers Smartphone“, meint Martina P. Die 49-Jährige ist unlängst in Klosterneuburg in ein Neubauprojekt mit acht Wohnparteien eingezogen. Recht schnell verständigte man sich hausintern auf eine WhatsApp-Gruppe. „Es ist unkompliziert und direkt. Man kann sich gegenseitig helfen oder allgemeine Probleme im Wohnhaus in die Runde werfen“, so Martina weiter. Lockere Netzwerke über Stockwerke hinweg können den Alltag angenehmer machen und beseitigen kühle Anonymität. „Man kann sich mit den Nachbarn auch so einfach gut verstehen, ohne sich gleich anfreunden zu müssen“, betont die 49-Jährige.

In der Via Fondazza ging es los

Damit greift die Klosterneuburger WhatsApp-Runde das Prinzip von Social Street auf. Diese Idee entstand aus den Erfahrungen von geschlossenen Facebook-Gruppen in Bologna 2013. Der Italiener Frederico Bastiani hat mit seiner Via Fondazza den Trend zum digitalen Zusammenschluss des Lebensumfelds ausgelöst. Es geht darum, die Beziehungen von Menschen innerhalb ihrer Nachbarschaft aufzubauen, sich gegenseitig zu unterstützen sowie den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu stärken.

 

Großes Potenzial an Nachbarschaftshilfe

Viele Menschen – das bedeutet viele unterschiedliche Meinungen, und in einer Wohnsiedlung bedeutet das auch viele unterschiedliche Lebensformen. Networking, also der Aufbau und die Pflege eines Kontaktnetzwerks, ist ein wesentlicher Faktor, damit man sich in einer Umgebung wohlfühlen kann. Nachbarn sind nämlich nicht von Haus aus Grantler und Querulanten, ganz im Gegenteil. Das Potenzial an Nachbarschaftshilfe ist größer, als gelernte Österreicher vermuten dürften. Laut einer Umfrage der Plattform FragNebenan sind hierzulande über 70% der Befragten dazu bereit, für den Nachbarn die Blumen zu gießen, den Postkasten zu leeren oder die Werbung vor der Tür wegzuräumen. Etwa jeder Zweite würde auch das Haustier von nebenan füttern.

FragNebenan wurde in Wien gegründet und ging 2015 online. Aktuell ist es mit fast 60.000 Nutzern Österreichs größtes Nachbarschaftsnetzwerk. Diese tauschen sich über lokale Themen aus, geben einander Tipps und organisieren Nachbarschaftshilfe. Die Anliegen dort sind zahlreich: von der Suche nach Umzugskartons bis zu Arztempfehlungen. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert imgraetzl.at, eine andere Wiener Plattform, die Aktivitäten im Wohnviertel sichtbar machen will.

Auch speziell für die Verwaltung von Wohnhäusern entwickelte Apps bieten meistens eine Community-Plattform für die Hausbewohner. Neben der Kommunikation mit dem Vermieter und der Hausverwaltung für die Mieter – etwa um einen Schaden im Haus zu melden –, ist es auch möglich, beispielsweise Laufgruppen zu organisieren oder Hilfe beim Babysitten und Einkaufen anzubieten.

Helfende Hand für Ältere

Vor allem Älteren kann der digitale Community-Gedanke im Alltag viel helfen – besonders wenn sie nicht mehr so mobil sind. Da hat es recht viel Wert, wenn eine unterstützende Hand in der Nähe ist. Es hilft aber auch schon, einfach in der Nähe Gleichgesinnte zu finden. In Wien wird derzeit im Forschungsprojekt WAALTeR ein digitales Nachbarschafts-Netzwerk getestet, das noch deutlich mehr kann. Neben der Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten dient es auch der Sicherheit. Ein Sensor erkennt, ob die Person gestürzt ist, und alarmiert im Notfall Hilfe. Außerdem unterstützt es mit einem Fitnessprogramm die Gesundheit, mit Telemedizin können beispielsweise Blutdruck-Messdaten an den Hausarzt weitergeleitet werden. 83 Wiener Haushalte sind für das Projekt mit der entsprechenden Technologie ausgestattet.

Digitale Nachbarschaft gibt es also auf vielen Wegen. Wer es probiert, wird überrascht sein, wie sehr sie das Zusammenleben verändern kann.

Artikelübersicht