Meine Kinder, mein Blutdruck und Ich

Die Pubertät meiner charmanten Töchter, innerhalb der Familie auch zeitweise als Die Furien bezeichnet, bedeutet für meinen Mann und mich auch ein schrittweises Loslassen und eine leise Vorfreude auf kommende Zeiten, wenn nämlich der Nachwuchs ausgezogen sein wird, um das eigene Smarte Leben zu führen.

Das Schöne mit Kindern ist, dass man nie weiß, was einem im Alltag erwartet. Gerade noch konnte ich Aufatmen in der Annahme, meine mütterlichen Pflichten für den Tag erfüllt zu haben. Eindeutig zu früh aufgeatmet, wie sich zeigt: Als ich mich um 21 Uhr bereits im entspannten Ruhemodus befinde, beichtet die jüngere Tochter, noch ein klitze-kleines Referat bis zum nächsten Tag vorbereiten zu müssen. Und dass die Lieblingshose auch noch ungebügelt auf dem Wäschestapel ruht, ist ein echtes Drama. Kein Wunder, wenn bei diesen Aussichten und Einblicken der Blutdruck in die Höhe schnellt und ich das Gefühl habe, gleich umzukippen.

Lebensverlängernde Maßnahmen müssen her, deshalb habe ich jetzt beschlossen, etwas für mich und meine Gesundheit zu tun. Vor allem etwas, das sich mit meinem Alltag gut vereinbaren lässt und mir Spaß macht. Neben ausgedehnten Spaziergängen und regelmäßigen Bauch-Bein-Po Workouts habe ich mir jetzt einen Blutdruckmesser besorgt, der den Blutdruck exakt monitort und dokumentiert, ohne dass ich Listen schreiben muss. Ich gebe zu: ein bisschen fürchte ich mich davor, welche Werte mir das Gerät anzeigen wird. Aber gesundheitliche Vogel-Strauß Politik macht ja auch keinen Sinn.

Das Herunterladen der Nokia Health App ist denkbar einfach, die Verbindung zum stylischen Blutdruckmessgerät via Bluetooth stellt auch kein Problem dar. Ich lege mein Profil an und gleichzeitig Alter, Größe und Gewicht auf den Tisch. Ich umwickle meinen Oberarm mit der Manschette, die ich leider etwas zu fest fixiere. Eindeutig ein Fehler, denn ich habe nicht bedacht, dass sich die Manschette noch um Einiges aufblasen wird. Während ich aufgeregt das Display am Handy fixiere, schlägt mein Herz immer schneller und der Druck am Oberarm wird mittlerweile etwas schmerzhaft. Die verbleibende Messdauer wird angezeigt. Ich kann aufatmen - die Messung ist zu Ende und zeigt mir einen eindeutigen Wert an. Ich erhalte ein farbcodiertes Feedback, das auf Empfehlungen der European Society of Hypertension (ESH) basiert. Dieser ist leider im Moment viel zu hoch, kein Wunder bei meiner familiären Disposition und den Aufregungen, die mir den Alltag versüßen.

Ich habe mich gefragt, ob ich im Dialog mit meinem Nachwuchs nicht gleich das Gerät konstant umgeschnallt lasse. Quasi als Beweis, dass sich unsere mehr oder weniger geglückte Interaktion bei mir in eindeutig messbaren Werten niederschlägt. Das sorgt bei den Kids aber eher für Lachstürme. Als dann meine zugegebenermaßen seltsam anmutenden Messaktionen als Snap auf Snapchat herhalten müssen ist "Schluss mit lustig".

Das Imperium schlägt zurück: Mein Mann und ich beraten uns und wir bestellen A1-Family-Protection zur Optimierung des Zeitmanagements unserer Drama-Queens. Hier werden die Online-Zeiten geregelt und nächtliche Lern- und Hausarbeitsorgien finden so auch nicht mehr statt, da wir am Nachmittag offline sind. Dann bleibt ja mehr Zeit, diesen Slot für Hausübungen zu nutzen, das sieht auch Tochter Zwei ein. Man kann sich ja als moderner Elternteil nicht alles gefallen lassen, oder?