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Doomscrolling: Im Sog schlechter Nachrichten

In Krisenzeiten reiht sich oftmals eine Schreckensmeldung an die nächste. Nicht erst seit der Corona Pandemie gibt es deshalb den Begriff „Doomscrolling“. Dieser steht für das übermäßige Konsumieren schlechter Nachrichten – mit oftmals negativen Auswirkungen für die eigene Psyche. Doch es gibt auch einiges, das man dagegen tun kann. Wir haben alles Wissenswerte sowie wertvolle Tipps, um negative Effekte zu vermeiden, zusammengefasst.

Etwas Schreckliches passiert und plötzlich sind die Nachrichten voll davon. Um dein Informationsbedürfnis zu stillen, liest du einen Artikel nach dem anderen, schaust dir danach vielleicht noch mehrere YouTube-Videos zum Thema an oder liest Kommentare von anderen Nutzer:innen auf Social Media – und das stundenlang bis du irgendwann völlig ausgelaugt bist. Wenn dir diese Situation bekannt vorkommt, dann hast du wahrscheinlich selbst schon einmal Doomscrolling (oder auch Doomsurfing) betrieben. Die Bezeichnung zu diesem Phänomen tauchte zwar bereits 2018 auf Twitter auf, breitere Verwendung fand sie allerdings erst zu Beginn der Corona Pandemie. Doch auch jetzt, wo wir tagtäglich mit den Schreckensmeldungen vom Krieg in der Ukraine konfrontiert sind, ist die Problematik dahinter aktueller denn je. Aber was bedeutet Doomscrolling überhaupt und warum ist es so problematisch?

Was bedeutet Doomscrolling?

Doomscrolling ist eine Wortschöpfung aus den englischen Begriffen „doom“ (deutsch: Verderben) und „scrollen“. Kurz gesagt steht der Begriff für das übermäßige Konsumieren schlechter Nachrichten. Die ständige Verfügbarkeit von Informationen durch das Internet begünstigt dieses Phänomen natürlich. Denn: Nie zuvor hatten wir alle Nachrichtenportale quasi mit einem Swipe sofort parat. Dank digitaler Medien können wir uns heutzutage fast schon in Echtzeit rund um die Uhr über die neuesten Entwicklungen informieren. Das kann aber eben auch schnell überfordern oder Konsequenzen für die eigene psychische Gesundheit nach sich ziehen, wie auch Forscher:innen bereits herausgefunden haben. Denn bei der übermäßigen Aufnahme schlechter Nachrichten können sich schnell Gefühle der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung einstellen. Dies wiederum kann bei einigen Menschen zu handfesten psychischen Problemen führen – von Ängsten, Panikattacken und Depressionen über Suchterkrankungen bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen.

Aber warum Doomscrollen wir überhaupt?

Das Streben nach Information zählt zu den Grundbedürfnissen der Menschheit. Ausnahmesituationen wie etwa der Ausbruch einer Pandemie oder auch eines Krieges in gefühlt unmittelbarer Nähe kommen nicht alle Tage vor und machen uns Angst – speziell hinsichtlich negativer Auswirkungen auf das eigene Leben. Um die Kontrolle aus dieser scheinbar ausweglosen Lage zurück zu erlangen, informieren wir uns ausgiebig. Denn gerade wenn sich die Ereignisse überschlagen und immer wieder neue Entwicklungen in den Nachrichten erscheinen, wollen wir jedes kleinste Detail wissen, um für einen etwaigen Ernstfall besser vorbereitet zu sein. Dieser Zwang, sich mit negativen Nachrichten zu beschäftigen, könnte laut Expert:innen auch evolutionär bedingt sein. Denn je mehr Informationen unsere Vorfahren über die Dinge hatten, die ihnen gefährlich werden konnten, desto besser standen auch ihre Überlebenschancen. Es liegt also quasi in unserer Natur, Gefahren erkennen und antizipieren zu wollen.

Doomscrolling wird aber auch durch die Beschaffenheit von digitalen Medien und Social Media weiter befeuert. Besonders die Algorithmen, mit denen Facebook, Instagram, Twitter, Tiktok und Co. arbeiten, machen es einem nur allzu leicht, in ein „Rabbit Hole“ aus sogenannten „bad news“ zu geraten. Denn wer etwa seine Nachrichten häufig über Social Media konsumiert, füttert damit die hinterlegten Algorithmen, die wiederum erkennen, für welche Inhalte sich ein Nutzer interessiert. Darauf basierend zeigen sie dann häufig ähnliche Inhalte, um die Nutzer möglichst lange auf der jeweiligen Plattform zu halten.

Was man tun kann, um sich zu schützen

Wie bereits erläutert, kommt man besonders in Zeiten wie diesen sehr leicht in einen Strudel aus Hiobsbotschaften. Ehe man sichs versieht, haben sich Stress, Sorgen, Verzweiflung und Angst breitgemacht. Die Augen vor jeglichen Problemen der Welt zu verschließen und einfach gar keine Nachrichten mehr zu konsumieren, ist aber auch nicht der richtige Weg. Denn, sich zu informieren ist richtig und wichtig. Stelle dir daher selbst beim Konsumieren von Nachrichten kritisch die Frage: Hat mich diese Information jetzt vorangebracht bzw. bestärkt oder nur verzweifelter und hoffnungsloser gemacht? Darüber hinaus kommen hier noch weitere Tipps, die dir im Umgang mit Nachrichten in Krisenzeiten helfen können:

Tipp 1: Überprüfe unbedingt, welche Informationen du konsumierst

Konsumiere Nachrichten am besten nur über seriöse und anerkannte Medien. Vermeide dubios anmutende Websites als Informationsquelle und sei auch im Umgang mit Social Media achtsam. Denn besonders auf den sozialen Netzwerken können Dritte ganz einfach und ungefiltert teils verstörende Inhalte hochladen. Diese werden zwar meist von den Plattformen blockiert oder zumindest eingeschränkt, aber dennoch lohnt es sich, hier vorsichtig zu sein und nur seriösen Personen (wie etwa Journalist:innen, Politiker:innen oder sonstigen Expert:innen) zu folgen. Abseits der klassischen Medienkanäle solltest du die Herkunft der Inhalte außerdem immer kritisch hinterfragen und im Zweifelsfall auf keinen Fall teilen. Gerade der Krieg in der Ukraine zeigt aktuell wieder, wie schnell sich Falschmeldungen verbreiten. Wie du dich vor Fake News schützt, haben wir übrigens in einem Blog-Artikel für dich zusammengefasst.

Tipp 2: Sei achtsam mit dir selbst

Gönne dir selbst regelmäßig bildschirmfreie Zeiten. Viele Smartphones haben bereits vorinstallierte Funktionen wie etwa die „Digital Wellbeing“-App von Android oder die „Fokus“-Funktion von iOS. Darüber hinaus würden wir empfehlen, Push-Nachrichten von Nachrichtendiensten auszuschalten. Wenn es dir schwerfällt, dich loszureißen, können außerdem Apps bzw. vorinstallierte Funktionen zur Limitierung der Bildschirmzeit hilfreich sein. Um besser schlafen zu können, empfiehlt es sich, vor dem Schlafen gehen keine Nachrichten mehr zu konsumieren. Vermeide es auch, direkt nach dem Aufwachen bzw. Aufstehen Nachrichten zu lesen.

Tipp 3: Sorge gezielt für Entspannung

Auch wenn sich das Elend und die Last der Welt in Krisenzeiten besonders schwer auf den eigenen Schultern anfühlt, solltest du niemals vergessen, dir auch Auszeiten zu genehmigen, die dir guttun und dich mal rundherum alles vergessen lassen. Yoga kann da etwa helfen, ebenso wie Mandalas ausmalen oder auch lustige Katzenvideos im Netz anschauen. Digitale Helferlein wie Meditations-Apps sind eine weitere gute Idee, um Ruhe zu finden. Wenn es dir schwerfällt abzuschalten, während um dich herum gefühlt alles zusammenbricht, solltest du dir vor Augen führen, dass die Last der Welt nicht allein auf deinen Schultern liegt. Ereignisse wie etwa politische Konflikte oder auch eine Pandemie kannst du ohnehin nicht alleine beeinflussen. Daher musst du dich auch nicht schuldig fühlen, wenn du zwischendurch Dinge tust, die dir guttun.

Tipp 4: Sprich mit anderen über deine Gedanken und Gefühle

Meist hilft es uns, wenn wir mit anderen Menschen über unsere Gedanken und Ängste sprechen. Im persönlichen Gespräch können wir Sichtweisen austauschen und unsere Wahrnehmung auch einem Realitätscheck unterziehen. Neben dem Dialog mit lieben Menschen gibt es außerdem auch die Möglichkeit, eines der zahlreichen Seelsorge-Angebote per Telefon (z.B. Rat Auf Draht oder die Ö3 Kummernummer) in Anspruch zu nehmen.

Tipp 5: Aktiv werden und Maßnahmen setzen

Wenn dich Gefühle der Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit überfallen, kann es dir vielleicht helfen, selbst aktiv zu werden und so den negativen Gefühlen entgegenzuwirken. Du kannst zum Beispiel Geld oder auch Blut spenden, an Demonstrationen teilnehmen, Petitionen unterschreiben oder mit deiner Social Media-Präsenz zur Aufklärung von Missständen oder Falschinformationen beitragen. Im Fall des Ukraine-Kriegs kann jetzt zum Beispiel ganz einfach über die A1 Rechnung gespendet werden, hier erfährst du alles Weitere dazu.

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