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Wenn die Straße mit den Lenkern spricht

Ein Warnsystem an einer Kreuzung in Niedersachsen: Es überwacht den toten Winkel von Fahrzeugen mittels Wärmesensorik (c) apa dpa hauke christian dittrich

Direkte Kommunikation zwischen Infrastruktur und Pkw kann ein echter Mehrwert für die Verkehrssicherheit sein. Auf Österreichs Autobahnen wird das nun Realität.

Technik kann Leben im Straßenverkehr retten. So sehen es jedenfalls die etwa 70.000 Unterstützer der Petition für die verpflichtende Einführung eines Abbiegeassistenten für Lkw. Es geht dabei vor allem um den toten Winkel, den man mit diesem Assistenzsystem minimieren kann. Anlass der Forderung: Bei einem Unfall in Wien wurde ein Neunjähriger auf einem Zebrastreifen von einem rechtsabbiegenden Lkw getötet. Der Lenker hatte das Kind schlichtweg übersehen. Eine Tragödie.

Laut verschiedenen Unfallstatistiken werden etwa 90% der Verkehrsunfälle primär durch menschliches Fehlverhalten verursacht. Dazu zählen Ablenkung, unangepasste Geschwindigkeit oder Vorrangverletzung. Die Technik kann hier einschreiten, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Einzeln operierende Assistenzsysteme in Fahrzeugen bestimmen dabei die Gegenwart. Der Vernetzung gehört jedoch die Zukunft – und damit C-ITS (kooperative intelligente Transportsysteme), also die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander (C2C) sowie mit der Infrastruktur (C2I). Gestartet wird damit hierzulande auf den Autobahnen.

Bernd Datler ist Geschäftsführer der ASFINAG Maut Service GmbH und in dieser Funktion für technische Belange zuständig.

Den Informationshorizont erweitern

„Das grundlegende Thema ist der Informationshorizont des Fahrzeugs“, meint Bernd Datler, Geschäftsführer der ASFINAG Maut Service GmbH und in dieser Funktion für technische Belange zuständig. Die in modernen Pkw verbauten Sensoren für diverse Assistenzsysteme – Kameras, Lidar, Ultraschall, etc. – haben nur eine begrenzte Reichweite, am weitesten reicht Radar mit rund 250 Metern. Mit Car2Infrastructure (C2I) hingegen können Autos, und damit deren Lenker, viel früher über Gefahren informiert werden. Nicht unerheblich, wenn man mit 130 km/h unterwegs ist. „Mit C2I kann man Daten, die der Infrastruktur bekannt sind, direkt ins Fahrzeug hineinbringen“, erklärt Datler. Und über die Verkehrslage, Unfälle oder Fahrverhältnisse auf heimischen Autobahnen ist der ASFINAG eine Fülle an Informationen in Echtzeit bekannt. „Wir haben Verkehrs- und Wettersensorik, wir wissen originär, wo Baustellen sind. Das sind alles Informationen, die dem Lenker und dem Fahrzeug helfen können, sich besser darauf einzustellen, was jetzt auf sie zukommt“, so Datler.

Bereits vor 14 Jahren hat die ASFINAG begonnen, Glasfaserkabel entlang den Autobahnen zu legen. Heute ist dieses Netz an Datenhighways und -erfassung sehr dicht geknüpft. So können beispielsweise 87% der heimischen Autobahnstrecken mit Verkehrskameras eingesehen werden, um den Verkehrsfluss zu beobachten.

C-ITS ist nicht mehr nur pure Zukunftsmusik.

C2I wird Gegenwart

C-ITS ist nicht mehr nur pure Zukunftsmusik. „Wir beginnen heuer mit so genannten intelligenten Baustellenanhängern“, erklärt Datler. Eine recht häufige Unfallursache ist nämlich, dass Baustellenabsicherungen einfach übersehen werden. Mittels C2I-Kommunikation können diese intelligenten Baustellenhänger frühzeitig entsprechende Informationen über Arbeiten auf der Fahrbahn sowie eine geänderte Spurführung übermitteln. Auch die Westautobahn wird in absehbarer Zeit mittels C-ITS-Lösungen mit Fahrzeugen quasi sprechen können – wenn diese entsprechend ausgerüstet sind. Die ersten „kommunikationsfähigen“ Pkw-Modelle kommen heuer auf den Markt. Wetterwarnungen, Staumeldungen, Baustelleninformationen: Solche verkehrsrelevanten Daten werden dann direkt ins Fahrzeug gespielt. Dazu zählt auch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. Die derzeitigen Pkw-Systeme, die Verkehrsschilder mittels Kamera erfassen, sind nicht zu 100% perfekt. „Zusatztafeln oder Überkopfwegweiser stellen immer wieder ein Problem dar“, begründet Datler.

Dank kooperativer Fahrmanöver wären LKW´s in der Lage, perfekt aufeinander abgestimmt in geringem Abstand zu folgen.

Der Pkw wird zum Sensor

C2I ist aber nicht bloß als Einweg-Kommunikation gedacht. Auch der Pkw selbst soll zum Sensor werden und Informationen, die er im Rahmen der Fahrt ermittelt, an die Infrastruktur senden. „Wir werden auch dem Fahrzeug zuhören, was es für Meldungen hat“, so Datler. Beispielsweise, dass die Fahrbahn an einer konkreten Stelle eisglatt ist. „Diese Daten werden wir verwenden, um auch unsere Verkehrsinformationen zu komplettieren. Damit verbessert sich die Qualität des Gesamtbilds vom tatsächlichen Verkehrszustand auf der Straße“, betont Datler.

Lkw-Platoons sparen Sprit

„Wenn man über die Zukunft nachdenkt, ist sicher auch das ganze Thema automatisiertes Fahren interessant“, meint Datler. So könnten sich mehrere Lkw mit der Unterstützung von C2C- und C2I-Kommunikation zu sogenannten Platoons zusammenschließen. Dank kooperativer Fahrmanöver wären sie dann in der Lage, perfekt aufeinander abgestimmt in geringem Abstand zu folgen. Durch das Fahren im Windschatten des vorausfahrenden Lkw verringert sich der Kraftstoffverbrauch und somit auch die Betriebskosten.

Und wie sieht es mit C-ITS im Stadtverkehr aus? Das österreichische Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie weist den kooperativen intelligenten Transportsystemen ein grundsätzlich hohes Potenzial zu. Es geht davon aus, dass 60 bis 80% der Kollisionen an Kreuzungen im urbanen Raum durch den Einsatz von C-ITS vermieden werden können – wenn alle Fahrzeuge damit ausgestattet sind.

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